Wortmann punktet gegen internationale Konkurrenz

(Quelle: crn.de 22.01.2015)

Siegbert Wortmann im CRN-Interview

Nach einem starken Geschäftsjahr 2014 gibt sich Siegbert Wortmann selbstbewusst: Gerade im SMB-Markt sei Hersteller Wortmann gegen die international agierenden Hardware-Konzerne bestens positioniert.
 

wortmann_siegbert_wortmann_TT.jpg.558x199 Siegbert Wortmann

CRN: Die Wortmann AG hat im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf 660 Millionen Euro kräftig zulegen können. Worin begründet sich dieses starke Wachstum?

Wortmann: Wir haben ja über fast alle vergangenen Jahre ein deutliches Wachstum verzeichnen können, insofern hat uns der Zuwachs im vergangenen Jahr nicht gerade überrascht. Das Wachstum hat jedoch die Erwartungen deutlich übertroffen, denn wir gingen ursprünglich von einem Wachstum von bis zu fünf Prozent aus. Natürlich hat sich die Windows XP-Ablöse im ersten Halbjahr sehr stark ausgewirkt: Wir verzeichneten dabei nicht nur im PC-Bereich, sondern parallel dazu auch bei Komponenten oder Peripherie steigende Absatzzahlen. Und auch der Server-Bereich hat um bis zu 15 Prozent zugelegt.

CRN: Es deutet sich bereits an, dass der Windows XP-Nachfrageboom wieder abflaut, könnte ab April ein vergleichbarer Nachfrageboom zur Windows Server 2003-Ablöse folgen?

Wortmann:Der Windows XP-Effekt ist vorbei, das ist richtig. Ich erwarte eine allenfalls stabile Entwicklung im PC-Bereich. Ich glaube auch nicht, dass die Ablöse von Windows Server 2003 einen ähnlichen Nachfrage-Boom auslösen wird.

CRN: Manche Hardware-Fertiger, wie etwa Samsung und Sony, haben sich vom PC-Geschäft verabschiedet. Inwiefern spielte Ihnen denn die veränderte Konkurrenzsituation in die Hände?

Wortmann: Wir gewinnen in Folge natürlich Marktanteile hinzu. Wir sind heute der größte B-Brand-Fertiger, wie man für gewöhnlich die Hersteller, die sich zwischen den international aufgestellten Konzernen und den kleineren Assemblierern positionieren, nennt. Wir sind vor allem im SMB-Bereich sehr stark. Darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass die A-Brands, die internationalen Konzerne, aber insgesamt etwas an Renommee verlieren, während das Renommee der B-Brands in Deutschland steigt. Firmen wie Wortmann, Tarox oder Bluechip schaffen Arbeitsplätze in Deutschland, sie sind für die deutschen Partner greifbarer und liefern einen auf die hiesigen Partner abgestimmten Support.

 

Ausgeglichenes Kräfteverhältnis

CRN: Hat sich das Kräfteverhältnis zwischen dem Marken- und dem Distributionsgeschäft verändert oder halten Sie es weiterhin bei einem ausgeglichenen Verhältnis von 50 zu 50 Prozent?

Wortmann: Tatsächlich ist das so: Fertigung und Distribution haben jeweils 50 Prozent Umsatzanteil. Dieses ausgeglichene Verhältnis ist aber keineswegs so festgeschrieben – wir wollen letztendlich Geld verdienen, egal ob mit den Marken oder dem Distributionsgeschäft.

CRN: Das Distributionsgeschäft der Wortmann AG läuft parallel zu zwei weiteren Distributionsbeteiligungen in der Wortmann-Gruppe: Der Braunschweiger Kosatec, in welche ja auch die Überreste der Kölner B.Com integriert wurden, und der BAB in Hüllhorst. Sind Sie mit dieser Aufstellung zufrieden oder stehen weitere Konsolidierungsmaßnahmen an?

Wortmann: Die Integration der B.Com in die Kosatec GmbH war ein notwendiger Schritt, den ich vermutlich schon gleich nach der Übernahme des Assets der Firma nach der Insolvenz hätte vornehmen sollen. Aber die Kölner Niederlassung läuft mittlerweile stabil und ich bin mit dieser Aufstellung sehr zufrieden. Die Wortmann AG als Hersteller mit Distributionsgeschäft kann nie im gleichen Maße ein schnelles Großhandelsgeschäft betreiben wie ein reiner Distributor. Deshalb macht es Sinn, dass mit der Kosatec ein Vollsortimenter parallel zur Wortmann AG agiert. Die BAB Distribution ist im Vergleich dazu stärker als spezialisierter Anbieter aufgestellt: Neben dem Business mit Speichern oder Festplatten engagiert sich die Firma etwa verstärkt im Lighting-Bereich.

 

»Terra Cloud« kommt gut an

CRN: Wortmann engagiert sich inzwischen mit eigenen Data Center-Kapazitäten unter dem Schlagwort »Terra Cloud« sehr stark im Cloud Computing-Geschäft. Kannibalisieren Sie damit nicht zu einem gewissen Grad Ihr Standard Server-Business?

Wortmann: Das ist richtig: Das Cloud-Business steht gewissermaßen gegen unser Standard Server-Geschäft. Wir kommen aber gar nicht umhin, solche Angebote vorzusehen. Deshalb haben wir die entsprechenden Kapazitäten aufgebaut und entsprechende Partnerschaften mit Microsoft eingegangen. Wir können nun unseren Partnern Rechenzentrumskapazitäten und Cloud Services zur Verfügung stellen. Dieses Angebot wird von unseren Partnern bereit gut angenommen: Rund 200 unserer cirka 13.000 Kunden machen bereits mit. Das ist eine sehr zufriedenstellende Zahl. Wir werden die Kapazitäten im Frühjahr verdoppeln. Hierbei handelt es sich noch nicht um einen eigentlichen Ausbau, sondern eine Erweiterung auf eine bereits vorgesehene Ausbaustufe.

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